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Der Architekturexport der DDR
NF-3 Gegenstand und Raum

Publikation
Andreas Butter / Thomas Flierl (Hg.)
Edition Gegenstand und Raum / NF-3
Lukas Verlag, Berlin 2023
296 Seiten, Broschur, zahlreiche Abbildungen
40 Euro

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Wie sah die gebaute DDR im Ausland aus? Auf diese Frage gibt dieses Buch überraschende Antworten. Der Architekturexport zwischen 1949 und 1990 vollzog sich im Spannungsfeld von ­internationalistischer Solidarität, Selbstbehauptung des Staates und Handelsinteressen. Für jedes Land und jede Bauaufgabe – vom Wohnkomplex bis zum Planetarium – waren kreative ­Lösungen gefragt, und die konnten nicht von einer «Architektur ohne Architekten» kommen, wie die Planungspraxis im «Beitrittsgebiet» nach 1990 denunziert wurde.

So wie die Gestaltungskraft des DDR-Bauwesens vom Ausland beeinflusst wurde, prägte es dort das Bild eines modernen Staates und ­arbeitete an einer globalen sozialistischen Perspektive mit.——Der Band vereint Beiträge aus verschiedenen Blickwinkeln. ­Darüber, welche Ansätze die DDR-Bauleute auf die Herausforderungen in der Welt entwickelten – in gerade von der Kolonialherrschaft befreiten Ländern, in den Industrieregionen Ost­europas und nicht zuletzt vor der eigenen Haustür, in West-­Berlin: von Sansibar bis Halensee. So öffnet sich ein Panorama, das vom Utopischen über technischen und gestalterischen Pragmatismus bis zum konfliktreichen Zusammenwirken aller ­Be­teiligter reicht. Ein eingefügtes Reprint der Weimarer «Tropenbaubriefe» zeigt, dass es stets auch um beiderseitiges ­Lernen und die Befähigung zur Selbsthilfe gehen sollte.

Viele Projekte kamen nicht zur Ausführung, manches ist nach Jahrzehnten intensiver Nutzung verschwunden, doch anderes zeigt sich vor Ort als beständig und gewürdigt. Der beigefügte Katalog versammelt 110 der wichtigsten Auslandsprojekte der DDR – ein Fundus für den internationalen Vergleich, die Debatte über die soziale Funktion der Architektur und das Schicksal
der Moderne zwischen Globalisierung und Regionalisierung.

Mit ­Beiträgen von Nikolai Brandes, Andreas Butter, Thomas Flierl, Monika Motylińska und Phuong Phan, Juliane Richter, Tanja Scheffler, Christina Schwenkel und Wolfgang Thöner.


Die Herausgeber:

Andreas Butter
Andreas Butter stammt aus Dessau in Sachsen-Anhalt. Nach seinem Studium der Kunstgeschichte an der Humboldt-Universität zu Berlin arbeitet er seit 1992 als Karikaturist, Kulturkorrespondent, Publizist, Ausstellungskurator, freier denkmalpflegerischer Gutachter und Dozent, u.a. am IES Berlin. Sein Schwerpunkt liegt in der Stadt- und Architekturgeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts. Er war an der Umsetzung von Projekten an der Stiftung Bauhaus Dessau, dem Institut für Auslandsbeziehungen, der Hermann-Henselmann-Stiftung und der Berlinischen Galerie beteiligt. 2004 prägte er mit Ulrich Hartung in einer vielbeachteten Ausstellung den Begriff der »Ostmoderne«. Sein Buch »Neues Leben, neues Bauen« (Verlag Hans Schiler) brachte die weithin vergessene erste Nachkriegsmoderne der SBZ/DDR der Jahre bis 1951 wieder ins Bewusstsein. Seit 2010 ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter am Leibniz-Institut für Raumbezogene Sozialforschung (IRS) Erkner.

Thomas Flierl
Dr. phil. Thomas Flierl, geb. 1957, Studium der Philosophie und Ästhetik an der Humboldt-Universität zu Berlin, Promotion 1985, Tätigkeiten in Kulturverwaltung und Politik (u.a. Leiter des Kulturamtes Berlin-Prenzlauer Berg 1990–1996, Baustadtrat in Berlin-Mitte 1998/99, Senator für Wissenschaft, Forschung und Kultur 2002–2006), seit 2006 freiberuflich tätig als Bauhistoriker und Publizist mit den Forschungsschwerpunkten Bauhaus, deutsch-sowjetische Architekturbeziehungen, Nachkriegsmoderne (u.a.: Standardstädte. Ernst May in der Sowjetunion 1930–1933, Berlin 2012; Hannes Meyer und das Bauhaus. Im Streit der Deutungen, hg. mit Philipp Oswalt, Leipzig 2018). Seit 2007 Vorsitzender der Hermann-Henselmann-Stiftung. Mitglied des Bauhaus-Instituts für Geschichte und Theorie der Architektur und Planung an der Bauhaus-Universität Weimar.