2013 Kolloquium Projekte

Koevolution der Moderne
Karl-Marx-Allee und Interbau 1957

9. Hermann-Henselmann-Kolloquium
Der Berliner Antrag für die deutsche Tentativliste des UNESCO-Weltkulturerbes

Antragsformular [ PDF ] 16. Dezember 2013 · 9.30 bis 20 Uhr · bcc am Alexanderplatz, Alexanderstraße 11 · 10178 Berlin

Eine Veranstaltung der Hermann-Henselmann-Stiftung mit dem Bürgerverein Hansaviertel e.V., dem Corbusierhaus e.V. in Zusammenarbeit mit der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt, dem Landesdenkmalamt Berlin und der Akademie der Künste – mit freundlicher Unterstützung der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt, von Helle Panke/Rosa-Luxemburg-Stiftung, Die Allee e.V und HCM GmbH

Unter der Schirmherrschaft des Bürgermeisters und Senators für Stadtentwicklung und Umwelt Michael Müller

Programm

An keinem anderen Ort der Welt hat die politische Konfrontation zwischen Ost und West so deutliche Spuren in Architektur und Städtebau hinterlassen wie in Berlin.
Die Konkurrenz der beiden konträren Gesellschaftssysteme führte in Berlin bereits vor dem Mauerbau 1961 zu einem markanten Wettstreit in Städtebau und Architektur. Über einen Zeitraum von mehr als zwanzig Jahren entstanden im ständigen Wechselspiel von Bau und Gegenbau nach Plänen renommierter Architekten einzigartige Stadtensembles – im Osten an der Karl-Marx-Allee (vormals Stalinallee) und im Westen im Rahmen der Internationalen Bauausstellung 1957 (Hansaviertel, Corbusierhaus am Olympiastadion, Kongresshalle im Tiergarten, Akademie der Künste). Beiderseits des Brandenburger Tores an der großen Ost-West-Achse gelegen, repräsentieren sie in einmaliger Prägnanz, Dichte und Qualität die beiden seinerzeit international relevanten und durch die jeweiligen Besatzungsmächte geförderten Strömungen von Architektur und Städtebau der Nachkriegszeit.
Im Osten entwickelte sich an der Stalinallee ein dekorativer, regionaler Historismus (repräsentativer Boulevard mit «Wohnpalästen» und markanten Torplätzen), im Westen wurde mit der Interbau 1957 demonstrativ an die Internationale Moderne angeknüpft (aufgelockerter, durchgrünter Stadtgrundriss mit Solitärbauten. Während sich die DDR nach sowjetischem Vorbild Anfang der 1950er Jahre von der architektonischen und städtebaulichen Moderne abwandte, um keine zehn Jahre später, wiederum nach sowjetischem Vorbild, mit der Industrialisierung des Bauwesens nach und nach zu ihr zurückzukehren, vertrat der Westen lange Jahre uneingeschränkt das Konzept der «aufgelockerten und gegliederten Stadt».
Der Berliner Senat hat im Sommer 2012 den Antrag gestellt, Karl-Marx-Allee und Interbau 57 gemeinsam für die Liste des Weltkulturerbes zu nominieren. Gespräch und Kolloquium erörtern diese Initiative.

Alle fachlich Interessierten und insbesondere die Anwohnerinnen und Anwohner sind herzlich eingeladen!
Dr. Thomas Flierl
Vorsitzender der Hermann-Henselmann-Stiftung