2017 Projekte Statement

Kulturforum/M20

Das Kulturforum und sein Museum des 20. Jahrhunderts

Vier Forderungen für den öffentlichen Raum des Kulturforums und an die Ausarbeitung des Wettbewerbsentwurfs für das Museum des 20. Jahrhunderts

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Stiftung Zukunft Berlin, Hermann-Henselmann-Stiftung
und die Sektion Baukunst der Akademie der Künste

An: Frau Prof. Dr. Monika Grütters, Beauftragte der Bundesregierung für Kultur
und Medien, Herrn Prof. Dr. Hermann Parzinger, Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Frau Katrin Lompscher, Senatorin für Stadtentwicklung und Wohnen, Herrn Dr. Klaus Lederer, Senator für Kultur und Europa, Frau Regine Günther, Senatorin für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz.
Zur Kenntnis: Herzog & de Meuron Architekten, Die Vorsitzenden der Fraktionen des Abgeordnetenhauses von Berlin, Die Mitglieder des Haushaltsausschusses des Deutschen Bundestags, Frau Petra Wesseler, Präsidentin des Bundesamtes für Bauwesen und Raumordnung, Herrn Stephan von Dassel, Bürgermeister des Bezirks Mitte von Berlin, Herrn Ephraim Gothe, Bezirksstadtrat für Stadtentwicklung, Soziales und Gesundheit.
Das Ziel
In der gegenwärtigen kurzen Phase der Ausarbeitung des Wettbewerbsergebnisses stehen die politisch Verantwortlichen und die zuständigen Verwaltungen, die Nutzer des Museums und die Planer in der Pflicht, politisch mutige und planerisch weitblickende Klärungen und Entscheidungen herbeizuführen, damit das Museumsprojekt eine auf lange Sicht tragfähige Entwicklung des Kulturforums nicht behindert, sondern nach Möglichkeit befördert. Der Siegerentwurf des Wettbewerbs und seine Wirkung im öffentlichen Raum des Kulturforums wurden teilweise scharf kritisiert. Dafür gibt es gute Gründe. Alle die – wie wir – gleichwohl davon ausgehen, dass dieser Entwurf zur Grundlage der nun anstehenden Planungsentscheidungen gemacht wird, müssen sich deshalb in der Pflicht sehen, größtmögliche, über das Übliche hinausgehende Verbesserungen durchzusetzen. Im Hinblick auf die herausragende Bedeutung des Berliner Kulturforums, auf das sich die Blicke der Welt richten, müssen sie «über ihren Schatten springen».
Unsere vier Forderungen sind:

[EXPAND   1. Ein wirkliches Forum schaffen] Die Errichtung des Museums des 20. Jahrhunderts (M20) verpflichtet die für das Projekt Verantwortlichen und vor allem den Senat von Berlin dazu, den öffentlichen Raum in ein lebendiges, kulturell aktives Forum zu verwandeln.
Dazu werden gefordert:

  • Kulturelle Aktivierung des öffentlichen Raums,
  • Einrichtung einer Besucherinformation in Verbindung mit einer Kuratorenstelle für kulturelle Aktivitäten,
  • Aktivierung der Erdgeschossbereiche aller Bauten am Kulturforum,
  • Veranstaltungsflächen mit technischer Infrastruktur im öffentlichen Raum,
  • Flächen für ein vielfältiges gastronomisches Angebot,
  • Flächen für kulturaffine gewerbliche Einrichtungen
[/EXPAND]
[EXPAND   2. Bestehende Architekturen und Freiräume beachten] Im Interesse eines schlüssigen städtebaulichen Gesamtkonzeptes sollten das M20 und die Freiraumplanung die gestalterische und räumliche Eigenständigkeit von Stülers Matthäuskirche, Scharouns Bauten für die Musik und die Staatsbibliothek sowie Mies van der Rohes Neuer Nationalgalerie berücksichtigen und entsprechende Abstände wahren. Neben seinen Bauten ist auch der öffentliche Raum des Kulturforums ein Beispiel für Scharouns Stadtlandschaft, die das M20 sinngemäß weiterentwickeln sollte.
Dazu werden gefordert:

  • Artikulierung und ggf. Neuausrichtung des M20- Baukörpers,
  • Artikulierung und ggf. Neuausrichtung der Räume zwischen dem M20 und vorhandenen Bauten (Matthäuskirche, Neue Nationalgalerie, Staatsbibliothek, Kammermusiksaal / Philharmonie),
  • Gestaltung eines einladenden, für spontane Aktivitäten und kulturelle Nutzungsformen der Gegenwart geeigneten Freiraumsystems für die Öffentlichkeit.
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[EXPAND   3. Die Potsdamer Straße in das Kulturforum integrieren] In ihrem jetzigen Zustand steht die Potsdamer Straße der Integrität des Kulturforums und einer freieren Ausarbeitung des M20- Entwurfs im Wege. Die Umgestaltung der Straße ist eine unabweisbare und weit in die Zukunft wirkende Aufgabe, an deren Bewältigung der Senat von Berlin, der Bund, die Nutzer und Architekten bzw. Landschaftsarchitekten zusammenwirken
müssen.
Dazu werden gefordert:

  • Veränderung des Modal-Splits im Bereich des Kulturforums,
  • Verringerung des Straßenquerschnitts der Potsdamer Straße und evtl. Verschwenkung der Trasse, ggf. als temporäre Behelfsstraße, zugunsten einer freieren Ausarbeitung des M20- Entwurfs und des öffentlichen Raums,
  • Integration der Straße in den Kulturforums-Charakter unter Beachtung der Bundesstraßennormen,
  • inführung von Geschwindigkeitsbegrenzungen,
  • Einrichtung großzügiger Fußgängerüberquerungen.
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[EXPAND   4. Das Museum in das Kulturforum integrieren] Als zentrales Gebäude des Kulturforums sollte sich der Neubau mit öffentlichen Angeboten und Funktionen dem Außenraum zuwenden. Um Spielraum für die Ausarbeitung Entwurfs zu gewinnen und die Macht des Baukörpers zu mäßigen, ist neben der vom Nutzer beabsichtigten 10%igen Verringerung des Bauvolumens bzw. der Nutzflächen die Auslagerung von nichtöffentlichen Bereichen in ein neu zu errichtendes Gebäude, ggf. an der Sigismundstraße zu prüfen.
Dazu werden gefordert:

  • Auslagerung der Verwaltung, Technik (Restaurierungswerkstätten), Lagerflächen,
  • Mitnutzung der Anlieferung der Neuen Nationalgalerie,
  • Freiwerdende Erdgeschossflächen für öffentliche Funktionen nutzen und von außen erschließbar machen,
  • Artikulierung und ggf. Neuausrichtung des Baukörpers,
  • Öffnung des Museums nach außen, Vermeidung langer geschlossener Wandflächen.
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7 Apr 17