SOZIAL BAUEN
Leistbaren Wohnraum schaffen | Soziales Bauen vor 100 Jahren · heute und morgen

H#11-Journal · Henselmann · Beiträge zur Stadtpolitk [ Journal-PDF ] 32 Seiten · Format 24×34 cm · zahlreiche Abbildungen
Henselmann · Beiträge zur Stadtpolitk wird von der Hermann-Henselmann-Stiftung in Kooperation mit der Rosa-Luxemburg-Stiftung herausgegeben
Aktuelle Ausgabe (H#11) Redaktion: Kathrin Gerlof / Mit freundlicher Unterstützung der Rosa-Luxemburg-Stiftung

Die Hermann-Henselmann-Stiftung hat die aktuelle Wohnungsbaudebatte in Berlin in Kombination mit den 100-jährigen Jubiläen der (teilweise ehemals) kommunalen und gemeinnützigen Wohnungsunternehmen GEHAG, degewo sowie Stadt und Land zum Anlass genommen, das neue Journal der Schaffung von leistbarem Wohnraum zu widmen. Wir haben zahlreiche Autor:innen gewinnen können, ihre Sichtweise auf historische Erfahrungen und die komplexe Gemengelage darzulegen. Den Schwerpunkt bildet ein Report über die aktuelle Situation des Wohnungsbaus in Berlin.

Elende Wohnverhältnisse und große Wohnungsnot riefen Ende des 19. Jahrhunderts Sozial­reformer, innovative Baumeister und neue politische Kräfte auf den Plan. Von der Gartenstadt über die Genossenschaftsbewegung war es kein weiter Weg zum gemeinnützigen Wohnungsbau und zur Hauszinssteuer. Zwischen 1924 bis 1930 entstanden in Berlin erstaunliche 135.000 neue Wohnungen in lichtdurchfluteten Stadtquartieren. — Es waren allerdings nicht die Ärmsten und die am meisten Bedürftigen, die in diese Wohnungen ziehen konnten. Dem Elend in der Mietskasernenstadt sagte ab 1925 eine neue Berliner Bauordnung den Kampf an. Hinterhof­bebauung wurde verboten. — Heute ist Berlin geprägt durch anhaltenden Wohnungsmangel und einen Widerspruch zwischen kräftiger Rhetorik – Bauen, Bauen, Bauen – und gebremster Dynamik des Wohnungsbaus und der Stadtentwicklung insgesamt. Berlin braucht zweifellos zusätzliche Wohnungen. Es geht aber nicht um weitere Eigentumswohnungen, teure Miet­wohnungen und Mikroappartements, sondern um bedarfsgerechte Wohnungen, die sich ­Menschen mit geringen und mittleren Einkommen dauerhaft leisten ­können.

Darauf muss sich die Stadtplanung fokussieren, müssen die finanziellen Instrumente der Wohnungs­bauförderung ausgerichtet werden und die städtischen Wohnungsunternehmen als wesentliche Bauträger handlungsfähig sein. Trotz politischer Bemühungen ist es bisher kaum gelungen, beim Neubau weitere gemeinwohlorientierte Wohnungsbauakteure wie Genossenschaften ins Boot zu holen. Ein entscheidendes Hemmnis ist der Mangel an Bauland. — Es rächt sich eine Politik des Ausverkaufs von städtischem Grund und Boden und öffentlichem Wohnungseigentum, zu der sich Berlin seit Mitte der 90er Jahre aus zum Teil selbst verschuldeter Finanznot (Groß­projekte, Bankenskandal) gezwungen sah. 1990 hatte die Stadt rund 580.000 städtische Wohnungen. Mitte der 2000er Jahre waren es knapp 270.000. Zwischenzeitlich waren die Gehag und die GSW verkauft worden, die verbliebenen kommunalen Wohnungsbaugesellschaften fusionierten über sogenannte In-sich-Geschäfte, der jeweilige Kaufpreis war an das Land Berlin abzu­führen. Das brachte die Unternehmen in wirtschaftliche Schwierigkeiten und führte zu enormer Verschuldung.

Seit 2014 hat die Berliner Politik eine Wende vollzogen. ­Vorhandener preiswerter Wohnraum wird gesetzlich geschützt, die kommunalen Gesellschaften werden beim Neubau und Ankauf unterstützt, neue Stadtquartiere geplant. Die Zahl der städtischen Wohnungen ist mittlerweile wieder auf 360.000 gestiegen. Dennoch kommt der kommunale Wohnungsbau nicht wie allseits proklamiert voran, hängen Projekte im Dickicht der Komplexität und Behörden fest, gelingt es zu selten, an die beispielhafte Baukultur des Neuen Bauens ­anzuknüpfen. — Die Beiträge dieses Journals analysieren die bestehenden Probleme, geben einen Einblick in laufende Planungen und versuchen sich auch an Antworten und Vorschlägen fürs Besser­machen. Es ist in unser aller Interesse, dass die Wohnungs- und Wohnungsbaukrise überwunden wird und Berlin eine lebenswerte und leistbare Stadt bleibt. [ EDITORIAL ]


Themen: Editorial —— Schon immer eine Frage der Sozialpolitik / Christina Lindemann —— Öffentliche Bauprogramme lösten die Wohnungskrisen / Philipp Möller —— Lebenswerter Wohnraum · Gutes Umfeld / Cornelia Freiheit —— Jung wie nie · die Stadt und Land / Ingo Malter —— Warum kommt der Wohnungsbau nicht voran? / Matthias Grünzig —— Mittelteil: Wohnungsbauprojekte Berlin [ Visualisierung ] / Matthias Grünzig · Dieter Feseke —— StEP Wohnen 2040 als strategischer Kompass geeignet? / Katrin Lompscher —— Schneller bauen – aber wie? / Katrin Lompscher —— Bauwende jetzt! Wir müssen anders bauen, selber bauen, demokratisch bauen / Katalin Gennburg —— Sicher Wohnen UND Besser Bauen / Stefan Thimmel —— (K)eine Säule für mehr bezahlbaren Wohnraum? / Inga Jensen —— Schöne neue Wasserwelt: Wohnungs- und Städtebau in zukünftigen Zeiten / Matthias Schindler —— Zeitkapsel mit Drall nach vorn / Julian Kinner

 


In eigener Sache: Die Hermann-Henselmann-Stiftung wird ehrenamtlich getragen und verfügt dank ihrer Treuhänderin über ein bescheidenes Budget. Die großen inhaltlichen Fragen gilt es mit begrenzten Ressourcen zu bearbeiten. Wir freuen uns daher über weitere Unterstützung und auch über Spenden. Besuchen Sie gerne unsere Website, dort können Sie sich vertiefend informieren und bei Interesse engagieren.